April 2021 // Schauspielhaus Graz
Der große Diktator
Nach dem Film von Charlie Chaplin
1940 kam Charlie Chaplins erster Tonfilm in die Kinos. Gegen alle Widerstände realisiert, wurde „Der große Diktator“ zu einem seiner größten Erfolge. In der Doppelrolle als megalomaner Diktator
und liebenswürdiger jüdischer Friseur, der aufgrund seiner physischen Ähnlichkeit mit dem „Führer“ verwechselt wird, entzauberte Chaplin die demagogischen Strategien Hitlers und gab dessen
größenwahnsinnige Ambitionen der Lächerlichkeit preis.
Nicht nur in ihrem Erscheinungsbild waren sich Chaplins Kunstfigur, der „Tramp“, und Adolf Hitler ähnlich; viele seiner Zeitgenossen verharmlosten Hitler als Clown, als nicht ernst zu nehmende
Witzfigur. Von dieser folgenreichen Fehleinschätzung zeugt stellenweise auch „Der große Diktator“ – bei aller Schärfe und Präzision, mit der der nationalsozialistische Machtapparat darin
parodiert wird. „Hätte ich etwas von den Schrecken in den deutschen Konzentrationslagern gewusst“, wird Chaplin später in seiner Autobiographie einräumen, „ich hätte ‚Der große Diktator‘ nicht
zustande bringen, hätte mich über den mörderischen Wahnsinn der Nazis nicht lustig machen können.“
Mit diesem Wissen ist die Inszenierung nicht an einer simplen Reproduktion der filmischen Vorlage interessiert, sondern sucht nach einer künstlerischen Auseinandersetzung auf der Höhe unserer
Zeit, die nicht zuletzt eine Zeit erstarkender rechtsnationaler und antisemitischer Tendenzen sowie populistischer Verführungsstrategien ist. Die Diskrepanz zwischen filmischer Darstellung,
historischer Wahrheit und zeitgenössischem Wissen befeuert die Auseinandersetzung mit einem Meisterwerk der frühen Tonfilmzeit zwei Generationen nach dessen Entstehung.
MIT Lisa Balzer, Oliver Chomik, Mario Fuchs, Julia Gräfner, Fredrik Jan Hofmann, Nico Link, Alexej Lochmann, Sarah Sophia Meyer, Clemens Maria Riegler, Evamaria Salcher
REGIE Clara Weyde //BÜHNE Anna Bergemann //KOSTÜM Clemens Leander //Musik Thomas Leboeg //DRAMATURGIE Franziska Betz
PREMIERE am 9. April 2021 //Haus eins, Schauspielhaus Graz
Neuer Premierentermin: 21. Mai 2021, 19:30 Uhr //Haus eins, Schauspielhaus Graz
PRESSE
Chaplin und ein Balanceakt zwischen Horror und Komödie: Mit einem Kniff erschließt die Regisseurin Clara Weyde in ihrer Inszenierung am Grazer Schauspielhaus den Filmstoff der Gegenwart. Denn ohne diesen würden "mit heutigem Wissenstand um die Grausamkeiten des NS-Regimes" "die Bilder von Verfolgung und KZ, die der resolute Antifaschist Chaplin in „Der große Diktator“ zeichnete, fast schönfärberisch wirken". (Kleine Zeitung vom 21. Mai 2021)